In unserem Artikel zur 12-monatigen Lernphase für 17 – 20-Jährige gehen wir darauf ein, wie man die 12 Monate strukturieren kann um die Zeit optimal zu nutzen. Worauf wir dabei nicht eingegangen sind: Wieso die 12-monatige Lernphase überhaupt Sinn macht.
Vorneweg: Die Geschwister: “Die mussten das auch nicht!” und “Ist sicher nur Geldmacherei!” sind im Unrecht 😊
Definition der 12-monatigen Lernphase
Die Lernphase wurde ursprünglich “Begleitetes Fahren ab 17” genannt. Oder kurz: BF17. BF17 sieht vor, dass Menschen während 12 Monaten mit Begleitpersonen fahren bevor sie die Autoprüfung absolvieren können.
Die Idee hinter BF17
Das Konzept basiert auf der der Überlegung, dass Menschen weniger Unfälle machen, wenn sie sich länger auf die Prüfung – und das selbstständige Fahren – vorbereiten.
Da aufgrund unserer aktuellen Gesetzgebung Menschen ab dem 18 Lebensjahr die Autoprüfung machen können, wurde die Lernphase nach dem 18. Geburtstag oft möglichst kurz gehalten. (Dort entstand auch die gefährliche Idee von “In zwei Wochen zum Auto Führerschein!” – Technisch (schwerlich) machbar. Sinnvoll? Naja.)
Die daraus folgende These: Wenn Menschen sich mehr Zeit nehmen um Autofahren zu lernen und sich im Strassenverkehr sicher zu bewegen, reduziert dies die Gefährdung ihrer selbst – und, noch wichtiger: die Gefährdung anderer.
Die Studien und der Modellversuch
2004 wurde im deutschen Niedersachsen entgegen den Vorstellungen des ADAC ein Modellversuch lanciert (der ADAC hätte ein weiteres Sicherheitstraining bevorzug… so viel zum Thema Geldmacherei), um zu erforschen, ob die These verifiziert (bezw falsifiziert) werden kann.
Die begleitende Studie – und auch alle nachfolgenden Studien sind eindeutig: Wenn Menschen 12 Monate Autofahren lernen, reduziert sich die Anzahl Unfälle in der Altersklasse. Um wieviel? Grob zusammengefasst um einen Viertel (je nach Studie bewegen sich die Zahlen zwischen knapp 20% und knapp 30%).
Wenn man diese Zahlen in die Zukunft extrapoliert, führt dies also zu einem wesentlich sichereren Strassenverkehr für alle.
Schmerzhaft?
Ist es doof, nicht nach wenigen Fahrstunden und etwas Theorie den Führerausweis zu erhalten? Vielleicht. Ist es ethisch sinnvoller etwas mehr Zeit ins Lernen zu investieren? Definitiv.
Daher, auch wenn’s mühsam aussieht und man vielleicht verleitet ist bis nach dem 20. Lebensjahr zu warten um die Autoprüfung in Angriff zu nehmen und sie dann möglichst schnell hinter sich zu bringen: die 12-monatige Lernphase macht, technisch gesehen, 100% Sinn.
Wichtig
Länger lernen heisst – wie bereits geschrieben – nicht “mehr Fahrstunden bei einer Fahrschule”. Keine seriöse Fahrschule ist daran interessiert, den Fahrschüler:innen möglichst viele Fahrstunden unterzujubeln.
Länger lernen heisst länger Zeit haben das Gelernte zu vertiefen.